Peter und Luise Hager-Preis 2023 – üben
Ausstellungseröffnung und Preisverleihung im Rahmen des Hochschulrundgangs
10.02.2023 – 25.02.2023
Vernissage: 10.02.2023 19:00Arbeiten von
Jihoon Jung, Mirco Kanthak, Ivan Labalestra, Hegang Lee, Siwei Li, Thorsten Müller, Marie Isabel Spanier, Heidrun Stern, Pia Treiber, Dean Weigand, Iryna Yeroshko
Kurator*innen
Jan Felix Gruse, Svenja Trampert
Verantwortlich
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45 Studierende aus allen Semestern und Studiengängen der Hochschule haben sich für den Peter und Luise Hager-Preis 2023 beworben. Das Thema lautete üben. Die Wahl der Materialien, der Herangehensweise an das Thema sowie der Projektart war den Studierenden dabei vollkommen frei überlassen worden. Die Jury wählte aus allen Einreichungen zehn Arbeiten aus, die in der Galerie der HBKsaar und anschließend in der Saarländischen Galerie Berlin gezeigt werden.
Am 10. Februar 2023 wurden im Rahmen der Ausstellungseröffnung die drei Preisträger*innen ausgezeichnet.
1. Preis: Ivan Labalestra: In die Ausstellung kommen (Videoperformance)
Als junger Künstler die Schwelle zu überwinden, in die engere Auswahl für eine Ausstellung zu kommen, kann viel Übung erfordern. Ivan Labalestra schafft das Unmögliche. Er überschreitet die Grenze zwischen real und fiktional, zwischen Alltag und Kunstwelt. Seine lebensgroße Videoprojektion zeigt ihn dabei, wie er sich mühsam und akrobatisch geschickt durch einen engen Durchlass hindurchzwängt. Dann bewegt sich sein Körperumriss über den Bildausschnitt hinaus, lässt das überwundene Hindernis hinter sich und scheint aus dem Video hinaus direkt in den Ausstellungsraum hinein zu gehen.
2. Preis: Siwei Li: Metronome (Videoinstallation)
Die Videoinstallation von Siwei Li konfrontiert geschickt die Gegenwart von uns als Betrachterinnen und Betrachtern im Ausstellungsraum mit der Vergangenheit von vorher aufgenommenem Filmmaterial, dass sich laufend wiederholt. Siwei Li erscheint eingeschlossen in eine vergangene Schwarzweißrealität, eingeschlossen in eine veraltete Monitorkiste, eingeschlossen in einen Loop. Metronomartig klopft die Künstlerin in ihrem Video mit einem kleinen Hammer von innen gegen die Bildschirmoberfläche. Klopft hier die Vergangenheit im Monitor bei der Gegenwart vor dem Monitor an? Eines der großartigsten Themen der Barockkunst war die Übung, ein Bewusstsein von Vergänglichkeit zu erlernen.
3. Preis: Mirco Kanthak: Mir|co Kan|thak (Videoperformance)
Wenn man etwas Selbstverständliches ganz genau betrachtet, wird es einem fremd. Was könnte selbstverständlicher sein als der eigene Name? Mirco Kanthak buchstabiert immer wieder: „M i r c o K a n t h a k“. Dabei werden einzelne Buchstaben gesungen, gebrummt, geschnalzt, betont, gezischt. Was legt die eigene Identität fest? Der eigene Name? Die eigene Stimme? Das eindeutige Gender? Die/der Künstler*in stellt mit seinem spielerischen Lautgedicht alles in Frage. Die Übung, Selbstverständliches in Zweifel zu ziehen, ist oft produktiv – und führt manchmal zu sehr anregender Kunst.
Zu den Arbeiten der weiteren Finalist*innen
- JIHOON JUNG
MAN HAT EIGENE ÜBUNG
Videoperformance, 12:51 min (× 2 Loop)
Ich zeige in dem Video gleichzeitig zwei Szenen: Eine, in der ich meinen Rücken einfärbe, bedeutet Möglichkeit« und »Unmöglichkeit«. Weil es möglich war, konnte ich einen Teil färben, und weil es unmöglich war, bestimmte Teile nicht. In der zweiten Szene schneide ich ein Steak. Das Geräusch von dem Messer und Geschirr zeigt, wie ineffektiv es ist. Die Bilder von meinem Körper, Messer und Steak zeigen, wie schwierig die körperlichen Übungen waren. - HAEGANG LEE
VÖLKLINGER HÜTTE
Zeichnung auf Deko-Banner, 3.400 × 2.930 mm
Seitdem ich in Deutschland lebe, habe ich immer zwei Farben im Kopf: Die eine ist koreanisch, die andere ist deutsch. Immer werden sie miteinander vermischt, infolgedessen sehe ich alles mit den neuen Farben. Der Prozess, deutsche Dinge aus koreanischer Perspektive zu betrachten und zu erstehen, ist eine Übung für die Anpassung an Deutschland. - THORSTEN MÜLLER & DEAN WEIGAND
GENESUNGSSYSTEM
Holz, Linoleum, Edelstahl
Schäden am Stütz- und Bewegungsapparat sowie lange stationäre Krankenhausaufenthalte haben Funktions- und Mobilitätseinschränkungen von Patientinnen und Patienten zur Folge. Deshalb ist es wichtig, koordinierte Bewegungen zu fördern sowie die bewusste Wahrnehmung des Körpers wiederherzustellen. Um diese zu trainieren, bieten sich Patientinnen und Patienten neben der Physiotherapie leider wenige Möglichkeiten dazu. Die Verortung des Genesungssystems ist daher der öffentliche und halböffentliche Raum, um nach Einweisung von Therapeutinnen und Therapeuten selbstständig bedient werden zu können. - MARIBEL SPANIER
RR-20-2.0
Vier stapelbare Prototypen aus Holz Hey du! Hast du heute schon gerechnet? Mathematik begegnet uns im Alltag überall. Doch das Erlangen mathematischer Grundkenntnisse ist für Kinder gar nicht so einfach. Mit dem RR-20-2.0 soll der Umgang mit Zahlen daher individuell, visuell und greifbar ermittelt werden. Durch den Einfluss von psychologisch-didaktischen Erkenntnissen in den Entwurf werden das flexible Denken und die Problemlösefähigkeit geschult. - HEIDRUN STERN
HOMMAGE AN MISS POLLY
Videoinstallation, 2:55 min, Fotografien, Installation mit Fangleinen, weiße Packerknoten Nr. 1
Ein Tag im Juli 2022 auf dem Flugfeld in Saarlouis-Düren. Übungssprünge der Fallschirmjäger. Aber, was ermöglicht den Fallschirmsprung? Käthe Paulus erfand 1915 den Paketfallschirm, der bis heute unverändert genauso präzise gepackt wird. Aus der mechanischen Kulturtechnik des Faltens, Bindens und Knotens setzte die geniale Erfinderin einen Meilenstein des technischen Standards, der weitere Entwicklungen beeinflusste. - PIA TREIBER
KOHLE VERSCHLEUDERN –EINE FRAGE DER ÜBUNG
Videoinstallation, 33:35 min, Papier, Steinkohle
Die Arbeit nimmt Bezug auf die bundespolitische Entscheidung, zwei saarländische Steinkohlekraftwerke im Oktober 2022 aus der Notreserve wieder ans Netz zu bringen und ein weiteres am Netz zu behalten. Die Performance zeigt den Versuch, sich der schwarzen Null mittels der Steinkohle zu nähern und dennoch dem Klimaabkommen gerecht zu werden. Doch die Kohle hinterlässt deutliche Spuren … - IRA YEROSHKO
SPUREN
Papier × 3, 137 × 89 cm
Die drei gestickten Landkarten zeigen die Migration der Menschen durch Russlands Krieg gegen die Ukraine. Die roten Stiche zeigen, wo Ukrainer von russischen Streitkräften nach Russland deportiert wurden. Die schwarzen Stiche zeigen an, wohin russische Männer fliehen, um der Mobilisierung zu entgehen. Die blauen Stiche symbolisieren die russischen Männer, die seit dem 21. September 2022 für den Krieg mobilisiert wurden.
Peter und Luise Hager-Preis
Die Peter und Luise Hager-Stiftung lobt seit 2012 gemeinsam mit der Hochschule der Bildenden Künste Saar Preise aus, die herausragende Studierende der HBKsaar für ihre künstlerischen und gestalterischen Projekte und Entwicklungen auszeichnen. Die Ausschreibung gibt pro Jahr ein Thema vor, das künstlerisch oder gestalterisch zu behandeln ist. Mit den Preisen soll die individuelle Entwicklung der Studierenden nachhaltig gefördert werden. Darüber hinaus soll mit der Preisvergabe eine breite Öffentlichkeit für die ästhetischen Entwicklungspotenziale unserer Region angesprochen
werden.