Peter und Luise Hager-Preis 2016 – Netz


Ausstellungseröffnung und Preisverleihung im Rahmen des Hochschulrundgangs

Preisträger:
1. Preis – Maria Seitz
2. Preis – Valerian Polienko
3. Preis – Martin Fell

Evi Hager, die Stiftungsvorsitzende der Peter und Luise Hager-Stiftung, überreichte zur Ausstellungseröffnung in der Galerie der HBKsaar am 29. Januar die Auszeichnungen für die drei überzeugendsten Wettbewerbsbeiträge zum diesjährigen Peter und Luise Hager-Preis. Der von der Peter und Luise-Hager-Stiftung gemeinsam mit der Hochschule der Bildenden Künste Saar ausgelobte Preis zeichnet herausragende Studierende der HBKsaar für ihre künstlerischen und gestalterischen Projekte und Entwicklungen aus. Die Aufgabenstellung der bereits zum fünften Mal veranstalteten Ausschreibung war in diesem Jahr die künstlerische und gestalterische Auseinandersetzung mit dem Thema „Netz“. Die Medien, mit denen das Thema dargestellt oder behandelt werden konnte, waren dabei für die Studierenden frei wählbar.

Aus allen 45 Einreichungen wählte eine Jury zehn Positionen aus, die zum Rundgang 2016 im Rahmen einer Ausstellung in der Galerie der HBKsaar zu sehen sind. Aus diesen Ausstellungsteilnehmern ermittelte die Jury drei Preisträger, die zur Ausstellungseröffnung bekannt gegeben wurden
Der Jury gehörten seitens der Peter und Luise Hager-Stiftung Frau Evi Hager als Stiftungsvorsitzende, Frau Susanne Trockle als weiteres Vorstandmitglied und Frau Gabriela Groß als Mitglied des Stiftungsrates an. Für die HBKsaar waren Prof. Katharina Hinsberg,
Prof. Ivica Maksimovic und Prof. Dr. Matthias Winzen in der Jury vertreten. Weiteres Jury-Mitglied war der kunst- und kulturwissenschaftliche Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz und Direktor des Saarlandmuseums, Dr. Roland Mönig.

Die Ausgezeichneten sind Maria Seitz (1. Preis), Valerian Polienko (2. Preis) sowie Martin Fell (3. Preis). Die Jury war beindruckt von der Unterschiedlichkeit und Vielzahl der medialen Umsetzungen, mit der die 45 Wettbewerbsteilnehmer auf das Motto der diesjährigen Ausschreibung reagierten. Auf sehr verschiedene Weise bewältigten auch die Ausgezeichneten das Thema „Netz“.

 


Aus der Begründung der Jury


1. Preis: Maria Seitz
"Kunst ist Verkörperung, Übersetzung ins Sichtbare von dem, was wir sonst kaum wahrnehmen. Fortlaufend zeichnen wir mit unseren Fingern Netze, die wir gar nicht bemerken. Wenn wir an der Computertastatur sitzen oder wenn wir mit dem Mobiltelefon jemanden anrufen, tippen wir eine unsichtbare Netzstruktur.
Maria Seitz holt diese unbemerkten Netze in ihre Bilder. Die Spur der Fingerbewegungen beim Eingeben einer Telefonnummer wird zu einem gezeichneten Liniennetz. Von dort führt der Strich weiter zum nächsten Liniennetz einer weiteren Telefonnummer, so dass wiederum alle kleinen Liniennetze zusammen eine große Vernetzung bilden. Auf dem Blatt wird das Abstraktum Kommunikationsnetz zeichnerisch anschaulich. Die Arbeit von Frau Seitz entwickelt gerade aus ihrer nüchternen Konzentration auf das Wesentliche ihren Witz. Meisterhaft wird hier genau das sichtbar gemacht, was wir alle immer tun, aber nie sehen. Poetisch heißt, dass Dinge und Umstände zu wunderbaren Bildern führen können, wenn man die Dinge und Umstände ganz genau wahrnimmt. In diesem Sinn entfalten die lakonischen Zeichnungen von Maria Seitz große poetische Kraft."

2. Preis: Valerian Polienko
"Valerian Polienko hat das Thema Netz buchstäblich sehr dynamisch interpretiert. Er nahm eine Bohrmaschine und los ging´s. Allerdings waren vorher viele Probeläufe und technische Vorkehrungen nötig. Valerian Polienko entwickelte einen speziellen Bohraufsatz mit Farbbehälter und kleinem Loch, durch dass die Acrylfarbe in hohem Bogen auf die Leinwand geschleudert wurde und dort ein Netz aus feinen Linien bildete.
Was so luftig leicht aussieht, bedarf genauer Planung und vieler Kraft bei der Herstellung. Die Künstlerhand muss den Farbauftrag steuern wie bei einem zarten Aquarell und zugleich die rotierende Bohrmaschine festhalten wie auf einer Baustelle. Mit einer Maschine zu malen, stellt den Kult um die geniale Künstlerhand in Frage. Und trotzdem lässt Valerian Polienko nicht einfach schnoddrig-ironische den Automaten die kreative Arbeit tun. Er verfolgt eine poetische Bildidee, die über die pure und begrenzte Absichtlichkeit des Künstlersubjekts hinausgeht und stattdessen der Objektseite, also der Farbe plus Maschine plus Leinwand, überraschende Formfindungen entlockt. Kunsthistorisch gesehen, werden hier die surrealistische Écriture automatique und Jackson Pollocks Methode des drip-painting weiterentwickelt."

3. Preis: Martin Fell
"Martin Fell spannt ein Netz auf in Zeit und Raum. Normalerweise spannt man ein Netz bei der Obsternte oder als Fliegengitter auf. Aber das Netz, das Martin Fell auf eine mit nachleuchtender Farbe bestrichene Wand projiziert, hat keine praktischen Zwecke. Hier geht es um das Netz als eigene Realität, als eigene Erfahrung. Zwei Leuchtpunkte sausen über die Wand. Die hellen Linien, die dadurch für kurze Zeit entstehen, verlieren schnell an Leuchtkraft. Deshalb ist das gerade entstehende Netz der Linien zugleich ein gerade verschwindendes Netz. Zuerst erscheint uns die Installation wie eine Zeichnung im Raum. Bald aber wird das Prozesshafte immer stärker, ein vernetzter Vorgang in der Zeit, ein permanentes Neuanfangen und Sichauflösen und Neuanfangen vor unseren Augen.
Die Arbeit von Martin Fell nutzt auf lakonische Weise zwei Projektionsmaschinen, die automatisch und nach Zufallsprinzipien Linienknäuel erzeugen. Dass die zeitlich begrenzt nachleuchtende Wandfarbe die Lichtspiele bald wieder in völlige Dunkelheit absinken lässt, gibt der Installation eine suggestive, fast meditative Qualität."

Abbildungen


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